Ist BJJ anstrengend ?

Du fragst dich, ob Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ) wirklich das Zeug hat, dich ins Schwitzen zu bringen? Oder ob es vielleicht nur für die „starken Männer“ reserviert ist? Lass uns tiefer in die faszinierende Welt des BJJ eintauchen, eine Kampfkunst, die nicht nur Körper und Geist fordert, sondern auch Männern und Frauen gleichermaßen effektive Selbstverteidigungstechniken bietet.

Wie intensiv fordert BJJ deinen Körper?

BJJ beansprucht wirklich jeden Muskel in deinem Körper. Nach einer intensiven Trainingseinheit wirst du am nächsten Tag Muskeln spüren, von denen du nicht einmal wusstest, dass du sie hattest. Selbst diejenigen, die sich als „sportlich“ betrachten, werden nicht verschont.

Es ist keine Seltenheit, Neulinge in Probetrainings zu beobachten, wie sie an ihre Grenzen stoßen. Viele versuchen, zu viel Druck auszuüben, verstehen nicht, wie sie ihren Körper am Boden bewegen sollen, und sind am Ende erschöpft. Einige mögen nach einer solchen Erfahrung denken, BJJ sei nichts für sie. Doch wie so oft im Leben gilt: Was uns fordert, lässt uns wachsen. Alle guten Dinge haben ihren Preis.

BJJ ist ein intensives Ganzkörper-Workout, das Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination verbessert. Hier sind einige Aspekte, die BJJ anstrengend machen:

Körperliche Herausforderungen im BJJ

Für Einsteiger in BJJ kann der nächste Morgen nach einer Trainingseinheit oft mit einer Vielzahl von Schmerzen beginnen, sogar die Finger könnten von den Griffen schmerzen. Gelenke, Muskeln und Bänder werden belastet, verbogen und verdreht. In den Anfangsphasen sind kleinere Verletzungen nicht unüblich. Aber der Körper beginnt zu heilen und passt sich den neuen Bewegungsmustern an, und entwickelt so den sogenannten „BJJ-Körper“. Leider geben viele Anfänger auf, sobald die ersten Schmerzen beginnen, ohne zu verstehen, dass dies ein natürlicher Anpassungsprozess des Körpers ist.

Die Atemnot stellt für viele eine weitere Herausforderung dar. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Einsteiger schnell außer Atem geraten und sich erschöpft fühlen. Die Energetik von Jiu-Jitsu beinhaltet alaktische, laktische, anaerobe und aerobe Systeme. Viele Menschen, die andere Sportarten betreiben, haben vielleicht eines dieser Systeme gut entwickelt, aber bei den anderen hapert es. In BJJ nutzen und trainieren wir all diese Energiebereitstellungswege. Ein Marathonläufer hat beispielsweise ein gut entwickeltes aerobes System, wird aber möglicherweise Schwierigkeiten haben, wenn es um kurze, explosive Bewegungen geht, die ein anaerobes System benötigen.

Aber es geht nicht nur um körperliche Fitness. Ein weiterer zentraler Aspekt von BJJ ist die richtige Atmung. Viele wissen nicht, wie sie beim Kämpfen richtig atmen sollen. Ich sage oft, dass Jiu-Jitsu zu 50% aus Atmung, zu 40% aus Bewegung und nur zu 1% aus technischem Wissen besteht. Die richtige Atemtechnik kann entscheidend sein, um Ruhe und Klarheit in stressigen Situationen beizubehalten, sei es auf der Matte oder im Leben.

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Geistige Herausforderungen im BJJ

Jiu-Jitsu stellt nicht nur den Körper, sondern auch den Geist in all seinen Facetten auf die Probe. Es fördert die logische und analytische Denkweise, entfacht die Kreativität und konfrontiert uns mit unseren Emotionen.

Der Weg zur BJJ-Matte kann bereits eine psychologische Herausforderung sein. Von der gemütlichen Umgebung des eigenen Zuhauses muss man sich aufraffen, um ins Training zu gehen und als Weißgurt die typischen Anfängerschwierigkeiten und -herausforderungen zu erleben. Dies allein führt oft dazu, dass Anfänger aufgeben, da sie den mentalen Druck nicht bewältigen können.

Es liegt in der Natur des Menschen, nach Komfort zu suchen. Für viele ist es eine Überwindung, als Anfänger auf die Matte zu treten. Manche haben in ihrer beruflichen Laufbahn bereits viel erreicht und sind in ihrem Fachgebiet Experten. Auf der Matte jedoch werden alle gleichgestellt. Es kann schwer sein, die Tatsache zu akzeptieren, dass man in dieser neuen Umgebung hilflos und unwissend ist, egal welche Erfolge man außerhalb erzielt hat.

Hinzu kommt das Unbehagen, zum Beispiel, wenn ein schwererer Gegner auf einem sitzt und das Atmen erschwert. Es erfordert Mut, die physische Nähe und Intensität eines anderen zu akzeptieren und sich ihr zu stellen.

Wenn man jedoch diese emotionalen Herausforderungen bewältigt und mental widerstandsfähiger wird, beginnt der Prozess des strategischen Denkens. Es geht darum, Taktiken zu entwickeln und Strategien zu erarbeiten, um zu überleben, das Blatt zu wenden und schließlich zu siegen. Viele scheitern an diesem Punkt, weil sie nicht bereit sind, sich selbst zu analysieren und lieber andere für ihr Versagen verantwortlich machen.

Konzentration ist unerlässlich in BJJ. Ein Moment der Ablenkung, ein verpasster Zeitpunkt, und die Chance ist vertan. Ein impulsiver Fehler aus Frustration heraus kann sowohl uns als auch unseren Partner gefährden. Daher lernen wir, uns zu fokussieren und Selbstkontrolle zu üben.

Schließlich wird auch unsere Kreativität herausgefordert. Sobald unsere Techniken und Bewegungen von den Gegnern erkannt werden, sind es oft die unkonventionellen, unvorhersehbaren und kreativen Ansätze, die den Unterschied ausmachen.

Ist BJJ wirklich nur für Männer?

Man könnte meinen, BJJ wäre nur etwas für Männer, aber das ist weit gefehlt. Viele Frauen tauchen in die Welt des BJJ ein und zeigen beeindruckende Fähigkeiten auf der Matte. Tatsächlich nutzen zahlreiche Frauen BJJ nicht nur als Selbstverteidigungsmethode, sondern auch um in Wettkämpfen anzutreten.

Durchschnittlich sind Frauen leichter als Männer, was gerade in den Anfangsphasen des Trainings eine Herausforderung darstellen kann. Doch anstatt sich von körperlichen Unterschieden abschrecken zu lassen, nutzen viele Frauen diesen Umstand als Ansporn. Sie trainieren intensiv und fokussieren sich darauf, die rohe Kraft ihrer männlichen Gegner mit Technik und Geschicklichkeit zu überwinden. Es mag kein einfacher Weg sein, doch zahlreiche Frauen haben bereits bewiesen, dass es machbar ist, indem sie erfolgreich gegen Männer antreten.

BJJ bietet Frauen eine Plattform, um ihre Beweglichkeit, Kontrolle und Technik zu optimieren. Die Kampfkunst eröffnet somit Frauen wie Männern gleichermaßen die Chance, ihre physischen und geistigen Fähigkeiten zu entwickeln und zu meistern.

Den Einstieg in BJJ finden

Wenn du mit dem Gedanken spielst, BJJ auszuprobieren, dann ist der erste Schritt, die richtige Schule in deiner Stadt zu finden. Es lohnt sich, verschiedene „Probetrainings“ zu besuchen und dabei nicht nur auf die Techniken zu achten, sondern auch auf die Atmosphäre und das Umfeld. Es ist entscheidend, dass du dich mit den anderen Schülern und Trainern gut verstehst und dich wohl fühlst. Manchmal kann es sogar Sinn machen, für die richtige Schule einen längeren Weg in Kauf zu nehmen. Am Ende zählt nicht nur die Nähe zur Schule, sondern vor allem die Qualität des Trainings und das Gemeinschaftsgefühl.

Schlussgedanken

Jiu-Jitsu mag anfangs überwältigend und anstrengend erscheinen. Und ja, es bleibt auf seine eigene Art und Weise herausfordernd, selbst wenn du den schwarzen Gürtel erreichst. Doch mit der Zeit und Erfahrung lernt man, sich zu verbessern. Mit der richtigen Atmung, dem Verständnis von Balance, Hebelwirkung und Bewegung, sowie einer gestärkten Körpermitte wird Jiu-Jitsu nicht nur weniger schmerzhaft, sondern vor allem eines: unglaublich viel Spaß machen.

Es ist eine Kampfkunst, die sowohl Männern als auch Frauen offensteht, und dient als effektive Methode zur Selbstverteidigung sowie zur Steigerung der körperlichen Fitness. Wenn du bereit bist, dich auf diesen Weg zu begeben und dich dem Training zu widmen, dann wirst du nicht nur die Techniken, sondern auch die unzähligen Belohnungen dieser tiefgründigen und lohnenden Kunst entdecken. Es ist mehr als nur ein Sport – es ist eine Reise der Selbstentdeckung.